Sonntag, 17. November 2013

Michael Schenk: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt – Bernhard Kohl Quercup #1

Nachdem sich der langjährige Cupveranstalter, der Radclub Schnecke, zurückgezogen hatte, sprang Bernhard Kohl in die Bresche. Nun, die Meinungen dazu sind in der Radszene unterschiedlich. Während die einen Bernie auf Grund seiner Dopingvergangenheit mit einem ewigen Bann belegt sehen wollen, sehen die anderen das positiv. Also ich gehöre zu den Zweiten. Ich sehe das als „tätige Reue“ von Bernie, womit er dem Radsport etwas zurück geben kann. Klar, natürlich soll Werbung für sein Radgeschäft gemacht werden, aber was ist daran verwerflich? Das ist nun mal der Sinn eines Sponsorings. Während andere in seiner Situation in der Anonymität verschwinden, hat sich Kohl ein neues Leben aufgebaut, soll man ihn deswegen ewig verteufeln?
Bei mir lief es aus verschiedenen Gründen in letzter Zeit nicht besonders rund. Zwar konnte ich auf Grund des guten Herbstwetters „meine“ Kilometer trainieren, aber besonders ambitioniert in Bezug auf die Cross-Saison war ich nicht. Vorige Woche durfte ich dankenswerter Weise beim letzten Lauf der Klubmeisterschaft des Radclubs Wienenergie Röhsler teilnehmen, welcher in Form eines Crosses in Hornstein durchgeführt wurde. Ich hatte vor, dies wirklich als lockeres Training zu sehen und so kam es, dass wir vormittags mit Freunden Brunchten. Dabei hatte ich ziemlich über die Stränge geschlagen und so waren die Aufwärmrunden und die erste Rennhälfte eine wahre Qual für mich. Als ob ich einen riesigen Stein im Magen gehabt hätte! Die zweite Hälfte hatte ich dann halbwegs verdaut, doch dann ereilte mich ein Reifenschaden zu Beginn der letzten Runde.

Aus all dem folgerte ich: „Ich bin überhaupt nicht in Form!“ So nützte ich den gestrigen Samstag für ein dreistündiges Ausdauertraining über 83 Kilometer auf der Straße. Das Quer am Sonntag sah ich als reine Standortbestimmung, ich wollte einfach keinen Trainingstag verlieren.

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt: Der befürchtete Stau auf der neuen Tangentenbaustelle blieb zwar aus, dafür ereilte mich dieser und dutzende Kollegen bei der Startnummernausgabe: Satte 50 Minuten, davon 35 Minuten im Freien und 15 in der Rauch geschwängerten Sportplatzkantine... . Das ist mir in 42 Jahren Radsport noch nie passiert!
Aber das war auch schon der einzige Misston der Kohl-Quercup-Premiere. Besonders zu erwähnen: Die Chipzeitnehmung, die endlich ordentliche Ergebnisse garantiert, ich meine, das hat sich jeder Starter, der eine Stunde die Donauinsel umackert, verdient.
Leider kam ich trotz verschobener Startzeit nur mehr zu knapp 1 ½ Besichtigungsrunden. Überhaupt waren es die ersten Runden heuer mit dem NOX-Crosser. Der passt aber einfach perfekt, ich merkte gar nicht, dass ich über ein halbes Jahr damit nicht mehr unterwegs war.
Das Team um Raphael Loidolt hatte aber ganze Arbeit geleistet und einen perfekten „Herbstkurs“ ausgesteckt. Geländemäßig nicht zu anspruchsvoll, dafür mit ein paar technisch schwierigen Passagen, aber auch mit schönen langen Fahrstrecken. Die technischen Abschnitte waren recht griffig, also alles in allem „meine“ Verhältnisse.

Gleich nach dem Start kam ich, wie das Gros des Feldes, bei den ersten Hürden in den zweiten Stau des Tages. Ich ließ das Geschehen aber gelassen über mich ergehen und dann ging das Rennen eigentlich erst richtig los für mich. Ich merkte aber gleich, dass ich auf den Fahrstücken mächtig Druck geben konnte und so machte ich vor allem da Platz um Platz gut. Es begann richtig Spaß zu machen – auch die Überrundungsmanöver meisterte ich in Ruhe, aber mit Konsequenz. Die einzige Unkonzentriertheit bezahlte ich mit einem Ausrutscher in der Kurve nach den Hürden. Ich wollte Wolfi Habart wegen seines neu erworbenen - im Übrigen supercoolen - Koga Beach-Crossers necken und kam prompt zu Fall :). Aber auch ein bissl Spaß muss sein. Dank außerdem an meinen Fanclub in dieser Kurve, der mich immer lautstark anfeuerte!
Nach drei Viertel der Renndistanz begann mich zwar mein Kreuz zu quälen, aber ich brachte das Rennen noch gut ins Ziel. Nur von den ersten drei Fahrern, Sieger Fuchs, Mick und Hauer musste ich einen Rundenverlust in Kauf nehmen.

Resumee: Ein gelungener Saisonauftakt für mich – tja erstens kommt es anders, zweitens als man denkt! Da schmeckten die Surschnitzerln, die mich zu Hause erwarteten, gleich doppelt so gut!

Michael Schenk, 17.11.2014