Sonntag, 12. Januar 2014

Michael Schenk: High Noon in der Brigittenauer Bucht – Österreichische Meisterschaften Querfeldein 2014

Fotos von Ernst Teubenbacher
Unter der Federführung des Wiener Landesradsportverbands wurden die Österreichischen Meisterschaften, sowie die Staatsmeisterschaften heuer in der Brigittenauer Bucht auf der Wiener Donauinsel ausgetragen. Gleichzeitig bildete diese Veranstaltung auch das Finale des BernhardKohlCross-Cups. Bereits am Samstag wurde ein Trainingsrennen ausgetragen, wo Gelegenheit war, die Meisterschaftsstrecke kennenzulernen.

Ich entschied mich aber das Samstagrennen auszulassen, irgendwie schien mir das WM-Rennen samt damit verbundener Reise noch in den Knochen zu stecken. Außerdem musste ich bei der Doppelveranstaltung in Ternitz feststellen, dass mir zwei Rennen hintereinander heuer zu viel sind, es fehlen mir doch einige Straßenkilometer, vor allem im November. So drehte ich bloß ein paar lockere Runden, wobei ich einige Schlüsselstellen im Replay-Modus absolvierte. Ich muss schon zugeben, die steilen Abfahrten kosteten anfangs einige Überwindung. Auf Grund der Witterung war die Strecke aber staubtrocken und gut zu fahren. Die vielen Rhythmuswechsel im ersten Teil waren zwar nicht ganz nach meinem Geschmack, auf der zweiten Rundenhälfte gab es dafür aber doch auch die Möglichkeit radfahrerische Vorteile auszuspielen. Ich beobachtete anschließend noch ein paar Runden des Trainingsrennens und rauschte dann ab.

Sonntag dann wieder beste Witterung, sonnig, ein paar Plusgrade und der Wind war auch nicht so stark wie angekündigt. Kmety hatte sich bereit erklärt, die Betreuung zu übernehmen und war pünktlichst vor Ort. Nach dem Rennen der Tagespaßfahrer fuhr ich noch eine Runde um den heutigen Streckenzustand zu erkunden. Es gab kaum Unterschiede zu Samstag, außer die Abfahrt zum Wasser war ordentlich zerfurcht. Kmety hatte inzwischen den Tacx aufgebaut und ich konnte mich gut warmfahren.

Dann ab zum Start um zwölf Uhr mittags – High Noon - Der Filmklassiker quasi in der Brigittenauer Bucht :)
 
Start ÖM Masters 2014 
A.Wasner, Schenk, Krebs, Langegger, Heigl 
Foto Copyright ©  Juan Santos


Bei der Startaufstellung bekam ich auf Grund des 7. Platzes im Vorjahr einen Platz in der ersten Reihe und der Start gelang mir zufriedenstellend. Doch als ich nach der steilen Laufpassage aufs Rad aufsprang, trat ich ins Leere – Kette runter gefallen. Denkbar ungünstig gerade in der hektischen Startphase, wo ich die Anfangsnervosität noch nicht abgelegt hatte. Auf der Abfahrt versuchte ich mit dem Umwerfer die Kette wieder raufzubringen, was aber auf dem unruhigen Untergrund misslang. Ich nahm noch den Anstieg laufend und versuchte dann die Kette wieder in Position zu bringen. Doch von Haus aus schon nicht besonders geschickt, gelang mir das in der Nervosität erst recht nicht gleich. Fahrer um Fahrer zogen an mir vorbei. Ganz wie der Held Kane im Hollywood-Schinken wollte ich zunächst flüchten, sprich aufgeben. Aber ebenso wie Kane entschied ich mich doch weiter zu kämpfen. Die Nervosität war plötzlich wie verflogen – kein Wunder – ich hatte ja nichts mehr zu verlieren … . Bald hatte ich die ersten Fahrer wieder eingeholt, dann dauerte es eine Weile bis ich auf die Dreiergruppe Thomas Voska, Paul Richter und Leopold Wasner auflief. Mit der Wut im Bauch sprintete ich Ende der Start-Ziel-Geraden bei den drei vorbei und bald hatte ich die "Miller-Bande" erledigt.
Dann nahm ich mir Karl Langegger zur Brust, welchen ich auch bald "abgeschossen" hatte. Jetzt war aber weit und breit niemand mehr zu sehen. Lediglich drei Junioren „schnupfte“ ich im vorübergehen. Mitte der vorletzten Runde konnte ich dann einen blau-gelben Punkt, gleich einer Sternschnuppe im All, wahrnehmen. Das könnte Andi Wasner sein, dachte ich. Zwischenzeitlich überholte ich Thomas Widhalm, der offensichtlich nicht mehr im Rennen war. Ich jagte Andi hinterher und der Rückstand wurde Sekunde um Sekunde kleiner, es reichte aber nicht mehr ganz – das bedeutete im Ziel Rang sechs für mich. Unter den Umständen habe ich noch das Maximum herausgeholt, schwer zu sagen, wie es ohne den Defekt ausgegangen wäre.
Den Titel holte sich in beeindruckender Manier Branko Grah (RCS Sereno), vor den beiden Steirern Peter Krebs und Michael Schwarzäugl. Besonders beachtenswert die Leistung von Michi, da es sein einziges Crossrennen in dieser Saison war!

Den Titel bei den Damen verteidigte Nadja Heigl souverän vor den beiden Oberösterreicherinnen Silke Schrattenecker und Viktoria Zeller. Die Goldmedaille bei den Junioren sicherte sich Moritz Zoister, der vom Materialpech von Topfavorit Felix Ritzinger profitierte.

Nach dem Rennen beschloss ich die Saison beim Free Eagle-Zelt mit einem von Paolo und Manfredus in bewährter Manier gebrauten, köstlichen Glühwein. Danach verfolgte ich natürlich noch das Hauptrennen der Elitefahrer und Amateure, welches mit einem Sieg des Titelverteidigers Daniel Geismayr vor dem stark fahrenden Uwe Hochenwarter und MTB-Eliminator-Vizeweltmeister Daniel Federspiel endete, welcher sich im Kampf um Bronze gegen Cupsieger „Evergreen“ Johann Fuchs durchsetzen konnte.

Den erstmals vergebenen Amateurtitel holte sich Karl-Heinz Gollinger, welcher auch nur zwei Rennen heuer bestritt. Sich nur auf die Meisterschften zu konzentrieren scheint also der neue Steirische Brauch zu sein :) Silber ging an Stefan Herr vor Gerhard Krenn.

Wie später hörte, bezeichnete mich Sprecher Walter Ameshofer während des Rennens als "Cross-Legende". Ich weiß, dass Walter das ehrlich und ohne ironischen Unterton meinte, was mich einerseits sehr ehrt. In der ersten Enttäuschung interpretiere ich das allerdings für mich so:
Legende = fährt schon lange, gewinnt aber nie was … .
Na ja, unter diesem Motto die Räder in den Keller geschmissen, jetzt nehme ich mal eine Auszeit und rühre das ganze „Klumpert“ ein paar Wochen nicht an. Dann werde ich sehen, ob ich noch einen Anlauf nehme … .

Michael Schenk, 12.1.2014 

3 Fotos von Walter Kovarik