Donnerstag, 5. Februar 2015

Stefanie Wacht: Krönender Abschluss der CX-Saison 2014/2015 in Tabor

 Zum krönenden Abschluss der CX-Saison 2014/2015 fand vergangenes Wochenende die Weltmeisterschaft in Tabor (Tschechien) statt.

Dieses Spektakel durfte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen, und so war ich diesmal in Sachen "Superfan" unterwegs - schließlich brauchte die österreichische Delegation Unterstützung! Kaum in Tabor angekommen, war ich auch schon im Fan-Modus. Kuhglocke - Check. Thermopads - Check. Thermoskanne - Check. Golli-Fan-Schild - Check. Los geht's.

Gemma Golli 1
die Belgier
Gemma Golli 2

So eine CX-Weltmeisterschaft ist schon etwas Besonderes. Die Rennfahrer hautnah zu erleben, die Anstrengung in ihren Gesichtern zu sehen, wie sie um jede Sekunde kämpfen, an ihre Grenzen kommen oder darüber hinaus gehen, nicht aufgeben, auch wenn sich ein Defekt in der ersten Runde wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen muss... die spürbare Anspannung, das Gewusel rund um das Rennen, die Radlager, und letztlich, der Geruch von fettem Essen in der Luft. Und dann sind da die Fans. Es herrschte eine unglaubliche Stimmung, eine sensationelle Atmosphäre. Jeder fiebert mit, feuert die Fahrer an, schreit sich die Seele aus dem Leib, und macht so viel Stimmung wie nur möglich. Die stylishen und hart umkämpften Shimano-Cowbells waren hier natürlich eine große Hilfe! Hat man einmal einen Platz mit Aussicht auf Aussicht gefunden, möchte man den nicht mehr hergeben. Doch man hält es nicht lange an einem Fleck aus, zu spannend ist das Rennen. Und so bewegt man sich hin und her zwischen den besten Kurven, den Hindernissen, immer auf der Suche nach einem guten Platz um wenigstens einen Blick auf den persönlichen Favoriten zu erhaschen. Außerdem hält die Bewegung bei Temperaturen um 0°C auch relativ warm. Wer immer am selben Fleck stehen blieb, musste mit gefrorenen Zehen rechnen.

In der Gruppe unterwegs, verliert man sich spätestens nach den ersten Runden... um sich dann in einem der Zelte zum Aufwärmen wieder zu finden. Man trifft immer irgendwen den man kennt. Und kennt man grad keinen, kommt man mit anderen schnell ins Gespräch. Worüber sollte man denn auch sonst reden, außer über Cyclocross? Ist also nicht schwierig. Dazu kam, dass ich mit einem nicht gerade unauffälligen Golli-Fan-Schild unterwegs war. Die Frage "Who is Golli?" war einfach zu beantworten. "The Austrian Guy, alles kloa?" - Und schon wurde gefachsimpelt und Stimmen für potentielle Weltmeister abgegeben. Die Belgischen Fans haben das Feld mit ihrer unermüdlichen Feierlaune eindeutig dominiert. Man merkt, CX hat eine besondere Bedeutung für sie - seit 15 Jahren begleiten sie die belgischen Fahrer zu sämtlichen Veranstaltungen und sind sogar beim Supercross in Las Vegas mit dabei... Ich würde sagen, nach den belgischen Fans kamen gefühlt gleich die Österreichischen, wenngleich von der Zahl her geringer, die im Anfeuern den Belgiern allerdings um nichts nachstanden.

Die Wahrscheinlichkeit, einem der RennfahrerInnen über den Weg zu laufen ist recht groß. Und so ist mir am Samstag ein Schnappschuss mit Helen Wyman vorm Rennen der Damen gelungen, und am Sonntag einer mit Katerina Nash, als sie in der meterlangen Schlange für ein Würstl anstand. Es ergab sich ein nettes Gespräch, in dem sie mir erklärte, welchen Vorteil es für sie hat, mit nur einem Kettenblatt zu fahren. Ich fragte sie, was denn für sie beim Crossen das Wichtigste sei: "The tyre pressure. It is one of the most important issues. But the most important thing is to have fun!" Meine Rede.

Katerina Nash
Helen Wyman
K.H.Gollinger

Wie das eben oft so ist, bei Live-Sportveranstaltungen, bekommt man von den Rennen an sich eigentlich nicht viel mit, außer man starrt vielleicht die ganze Zeit auf die Vidiwall. Oder bleibt gleich zu Hause und verfolgt die Rennen auf Youtube. Bei den UCI-Liveübertragungen auf Youtube könnte man allerdings manchmal glauben, es gibt nur 10 TeilnehmerInnen, denn die restlichen 50 sind quasi nicht vorhanden. Live ist das anders, hier erlebt man alle FahrerInnen und ist ein Teil des Spektakels - mittendrin, statt nur dabei! Die Rennen habe ich mir dennoch zu Hause noch einmal angeschaut...

Das Rennen der Damen hätte spannender nicht sein können. Bis zuletzt war nicht klar, wer die neue CX-Weltmeisterin sein wird. Schließlich hat Pauline Ferrand-Prevot das harte Rennen im Zielsprint für sich entschieden. Verdient, wie ich meine. Sanne Cant war über den 2. Platz offensichtlich sehr enttäuscht, während sich Marianne Vos über Platz 3 freute. Katerina Nash, die Lokalmatadorin, ist auf Platz 5 gefahren, nimmt's sportlich und schreibt auf Instagram: "At the end of the day, we are just actors in this amazing show called cyclocross. I was happy to play my part at Worlds in Tabor." Nadja Heigl ist super gefahren und schaffte es dank Zielsprint auf Platz 19. Bei den Herren hat sich Karl-Heinz Gollinger tapfer geschlagen und ist auf Platz 40 gefahren. Herzliche Gratulation an dieser Stelle an Euch beide!


Pauline Ferrand-Prevot
Nadja Heigl
Mathieu van der Poel

Bei den Herren hat mein Favorit Mathieu van der Poel das Rennen die meiste Zeit dominiert und schließlich auch den Sack zugemacht! Wie schon bei den letzten Rennen, war MvdP mit seinem neuen Stevens "Super Prestige" wie auf Schienen unterwegs und fuhr damit den Weltmeistertitel ein!

CX ist und bleibt etwas Einzigartiges. Das hat dieses Wochenende einmal mehr gezeigt. Ich würde mir wünschen, dass von diesem Spirit auch ein wenig zu uns nach Österreich schwappt... Davon, wie man in Belgien CX-Rennen "zelebriert", möchte ich mich gerne höchstpersönlich überzeugen, nämlich 2016, wenn die Weltmeisterschaft in Heusden-Zolder ausgetragen wird!

Stefanie Wacht, 5.2.2015
alle Fotos (c) Stefanie Wacht